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Interview
Gespräch zwischen Peter Heindl und Juliane Stüfen

Juliane Stüfen: Peter Heindl, wie sind Sie auf die Idee gekommen, so eine Installation zu schaffen? Wie kamen Sie auf diese Ideen?

Peter Heindl: Ja, es hat schon in der Kindheit begonnen. Ich hatte eine schwierige Kindheit, ich fühlte mich sehr isoliert und ich hatte weniger den Wunsch mit Menschen zu sein, weil das Leid das ich erfahren habe körperlich und seelisch sehr schmerzhaft war. Um zu überleben habe ich mir eigene Räume erdacht, ja erschaffen, gedankliche aber auch räumliche Vorstellungen. Ich hatte ein starkes Gefühl in mir und ich übertrug es auf einen energetischen Raum, aber dieser Raum war für mich real wahrnehmbar, ich fühlte mich in diesem Raum nicht allein.

Juliane Stüfen: Sie machen auf mich einen positiven nüchternen Eindruck, sehr realistisch in Betrachtung ihres Gedankengutes. Bei aller Philosophie, Ihr erster Beruf war Konditor, Sie haben Torten gebacken und waren in diesem Bereich auch sehr erfolgreich.

Peter Heindl: Ja, wenn Sie es so sehen war es auch ein künstlerisches Gestalten von Kreationen kleiner Back-Kunstwerke. Ich liebte sie zu machen und später Menschen anzuleiten, Schönes zu tun.
Aber als ich anfing über mein Leben nachzudenken und neue Wege zu gehen, habe ich meine Mitarbeiter in Gespräche einbezogen. Die waren natürlich überfordert mir zu folgen und es gab Krach und ich stieg aus. Ich neige dazu zu glauben, dass Menschen mich verstehen und mir gedanklich folgen können.

Juliane Stüfen: Ich möchte noch mal auf das Goldbild zu sprechen kommen. Diese lichtdurchflutete Anordnung des Blattgoldes, wie ist das entstanden, Herr Heindl?

Peter Heindl: Es war sehr schwierig, ich habe mich gequält. Das Gold sollte so angeordnet sein, dass es mich unmittelbar ins innere Auge trifft, dort wo Licht als Lebenselixier empfunden wird. Aber wie geht das? Dann habe ich es so versucht, so nicht nein so auch nicht, ich musste Pause machen und warten. Und dann legte ich das Bild in die Sonne und die Sonne hat mich belehrt, so musst du das Blattgold anordnen und das war die Lösung.

Juliane Stüfen: Peter Heindl, darf ich Sie fragen, hatte es mit Hingabe zu tun, war es ein Gefühl von Überraschung und Dankbarkeit? Es berührt mich, dass die Sonne Ihr Begleiter war für die Realisation des Goldbildes.

Peter Heindl: Ja, so war es. Es war das Lebenselixier, die Energie. Wenn die Energie in Dir Platz nimmt ist es auch ein Gefühl von Liebe. Du bist einfach glücklich. Es ist wie eine Performance zwischen meiner Person und der Sonnenenergie, die natürlich nur als Gefühl der Auslieferung an dieses „unfassbare Große“ zu verstehen ist. Oder besser nicht zu erfassen ist. Das Goldbild ist auch Poesie und ein Gedicht, das jeder Mensch der es sieht selbst zusammensetzen kann.

Juliane Stüfen: Peter Heindl, ich möchte noch einmal auf die Musik und auf die Klänge zu sprechen kommen. Sie haben gesagt, dass sie sich lange mit Musik beschäftigt haben, aber als es um die Klänge ging, haben Sie die Klangfolge gesehen aber nicht gehört. Also bevor es Klang wurde, haben Sie die Klangabläufe gefühlt. Hatten Sie den Eindruck dass ihre Wahrnehmung mit ihrem Körper zu tun hat? Sie setzen ihre Membrane in Funktion der schöpferischen Eingebung von universellen Klängen, denn es geht Ihnen um Balance und Neutralität, die um zu überleben im Menschen angelegt ist.

Peter Heindl: Es ging mir um den Bezugspunkt der Harmonie. Ich möchte, das die menschliche Zelle sich an ein Wesen erinnert das androgyn ist, also das sich weiblich und männlich ausgewogen begegnen kann. Ich habe zwanzig Jahre vorher genau die Klangabfolge gespürt und es hat mich verfolgt. Ich bin lange am Meer spazieren gegangen um nachzudenken, die Polarisierung in eine Tonabfolge zu transponieren, wie müssen die Klangverhältnisse sein? Plötzlich hat sich das in mir vernetzt. Die Tonabfolge und Klangverhältnisse müssen sich so anhören, wie eine Nahrung der Unverletzbarkeit, nicht belastet, nicht psychologisch. Wenn Sie die Trilogie der dekonditionierenden Klangfolge hören erinnert es sie an den goldenen Schnitt. Das Goldbild und die Trilogie und der Prozess ist das Wachwerden der Kreativität.

Juliane Stüfen: Am Donnerstag haben Sie eine Einführung in die Evokation abgehalten und viele junge und ältere Leute waren da und haben viele Fragen gestellt. Ich selbst war dabei und ich war überrascht mit welcher Offenheit und Neugierde Fragen gestellt wurden, und viele haben von ihrem Leben erzählt was sie bewegt. Die Frage wer sind wir eigentlich, über welche Energien verfügen wir, ohne zu wissen wie wir dieses Potenzial nützen, was soll ich tun um es zu verstehen und zu erfühlen?

Peter Heindl: Bei der Evokation geht es ausschließlich um die Freiheit des Geistes. Hier geht es nicht um Manipulation des Geistes, es ist eine Empfindung ein Gefühl, das jeder Mensch der sich in die Evokation hinein begibt selbst beantwortet. Es ist jeder Zeit möglich miteinander danach ein Gespräch zu führen. Inspiration erfordert auch Mut und Neugierde Kunstobjekte wirken zu lassen. Es gab Leute die sich gefürchtet haben, es wäre Teufelswerk oder hier ist eine Sekte zu Gange. Wissen Sie, da möchte ich sagen viele Leute übertragen ihre Ängste auf Bilder oder Objekte, das beste Beispiel ist die Mona Lisa und ihr Lächeln das Menschen verwirren kann. Ein Anspruch der drei Dimensionen anbietet ist ein Wagnis, es erfordert Einsicht in die Philosophie in die Kunst und in die Wissenschaft. Der heutige gedankliche Anspruch ist, die Einheit der Kunst geschieht nur dann, wenn Technik in Kunst umgewandelt, somit die Technik selbst zum Kunstobjekt wird. Der Hinweis auf die Quantenphysik ist lebendige Technik – es handelt sich um Zahlen, die den Energieverlauf errechnen um ihn dann wieder in Materie umzusetzen. Kunst ist der Spagat zwischen einem kulturellen Raum in dem wir uns bewegen und der Überschreitung des inneren menschlichen Raumes. Ja, ich möchte sagen eine Wahrnehmung aus der individuellen Wahrheit geboren. Wenn Sie sich in die Evokation setzen erleben sie immer wieder eine andere Antwort für den Tag. Welchen Stellenwert hat die Kultur/ Kunst? Warum ist sie so wichtig und unverzichtbar? Eine Antwort auf diese Fragen jeden Tag neu zu geben, ist für die junge Generation wichtig um der Spaßgesellschaft nicht ständig Tribut zu zollen.

Juliane Stüfen: Die jungen Komponisten, die „Neue Musik“ experimentiert mit Klängen aus dem Kosmos, es geht um Quantenspektren und Zeiteinheiten also eine Dehnung unseres Gefühls. Eine Pause oder die Länge eines Tones hat eine ganz andere Anforderung an unser Hörvermögen gestellt. Der Komponist Marcus Schmickler nannte seine Komposition „Der Sound der rotierenden Venus“. Schmickler erhofft sich von der Umwandlung astronomischer Daten in Klang durchaus neue Erkenntnisse.
Ihre Arbeit Peter Heindl ist an den Hochschulen für die Kompositionsklassen wichtig, um diese Erkenntnisse auszusprechen und Neugierde zu wecken. Für mich war die Erfahrung der Evokation ein wichtiger Schritt, mich mit einer Dimension anzufreunden die Hoffnung und Vertrauen vermittelt. Es sind große Worte, sie zu leben und in einer Gesellschaft zu teilen. Die neuen Gedanken und Impulse sind noch sehr unverständlich. Die Menschen brauchen Zeit, sich damit auseinander zu setzen.
Peter Heindl, ich danke Ihnen für diese Gespräche und wünsche Ihnen in Berlin viel Erfolg.


Berlin 2010

Alle Rechte, auch der Vervielfältigung und des auszugsweisen Nachdrucks ist Juliane Stüfen und Peter Heindl vorbehalten.

www.stüfen-medien.de